Die Natur bietet uns gerade während dieser Jahreszeit eine Menge an heilkräftigen Pflanzen. Die meisten von ihnen enthalten eine geballte Ladung an Vitaminen und Mineralstoffen und strotzen nur so vor Energie. Aus vielen dieser Pflanzen können wir auf einfache Weise wirksame Heilmittel herstellen. Ihre grüne Kraft reinigt und belebt unseren Körper und stärkt unsere gesamte Lebenskraft.
Viele Pflanzen haben Stoffe in sich, mit denen sie sich gegen Bakterien, Viren und Pilze schützen. Schon seit uralter Zeit wurden diese Substanzen, die zum Teil erstaunlich wirksame antibiotische Wirkung zeigen, zur Herstellung von Heilmitteln genutzt. Man bereitete daraus heilkräftige Tees, Tinkturen, Salben, Liköre, Elixiere oder Heilweine zu. Diese traditionellen Verwendungsmöglichkeiten können wir uns zu Nutze machen bei der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten. Ich experimentiere seit vielen Jahren mit pflanzlichen Hausmitteln und bin immer wieder erstaunt über die Erfolge. Selbstverständlich sollten wir bei größeren Beschwerden medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Alltagsbeschwerden lassen sich dagegen meist mit traditionellen Hausmitteln leicht selbst behandeln.
Ich möchte Ihnen mit einigen einfachen Rezepturen aus der Volksheilkunde erste Schritte zeigen, um sich selbst eine kleine „grüne Hausapotheke” zusammenzustellen. Wer bereits Erfahrung im Umgang mit Kräutern hat, kann die Heilpflanzen auch im Garten anbauen (Topfpflanzen besitzen allerdings nicht genügend wirksame Inhaltsstoffe zur Herstellung von Heilmitteln) oder sammeln, ansonsten gibt es sie in einem guten Kräuterladen oder in der Apotheke zu kaufen.
KRÄUTERTEES
Sie erinnern sich vielleicht, wie Ihnen als Kind bei einer Erkältung ein duftender Pfefferminztee ans Bett gebracht wurde. Kräutertees sind in der Volksheilkunde die bekanntesten und meist verwendeten Heilmittel. Gerade im Frühjahr bietet sich zum Beispiel ein Tee aus frischen Brennnesseln zur Blutreinigung und Entschlackung des Körpers an. Bei Husten hilft ein hervorragender Tee aus getrocknetem unbehandeltem Thymiankraut, ein Tee aus frischem Ingwer wirkt gegen Halsschmerzen und Verdauungsprobleme. Generell sollte eine Teekur nicht länger als eine Woche dauern. Nachfolgend stelle ich Ihnen einen wirkungsvollen Tee für Erkältungskrankheiten vor, der aus Linden- und Holunderblüten besteht, die für kurze Zeit im Juni auch gesammelt und dann getrocknet werden können.
ERKÄLTUNGSTEE
Pro Tasse 1 TL getrocknete Linden- und Holunderblüten zu gleichen Teilen mit kochendem Wasser aufbrühen, zugedeckt etwa 8 Minuten ziehen lassen und abseihen. Mit etwas Honig süßen und 3-4 Tassen über den Tag verteilt trinken – schmeckt und tut gut! Dieser Tee regt den Körper außerdem dazu an, schädliche Stoffe durch Schwitzen auszuscheiden. Wer mag, kann gerne auch noch frischen Ingwer dazunehmen.
TINKTUREN
Tinkturen sind Auszüge, bei denen die Inhaltsstoffe einer Pflanze mit Alkohol herausgelöst werden. Man verwendet dafür am besten ca. 38-%igen Korn oder Wodka (auf keinen Fall Brennspiritus, Methanol oder Isopropanol!!). Die nachfolgende Rezeptur ist eine Standardrezeptur, die auch für andere frische oder getrocknete Kräuter verwendet werden kann, z. B. Rotklee, Brennnessel, Johanniskraut, Schafgarbe, Gänsefingerkraut u.v.m.
Die Dosierung beträgt täglich dreimal 20 Tropfen mit etwas Wasser verdünnt.
Hier zwei Tinkturen, die ich immer zur Hand habe:
KAPUZINERKRESSE-TINKTUR
Bei diesem Rezept handelt es sich um ein wirksames pflanzliches Antibiotikum, das viel Vitamin C enthält, das Wachstum von Bakterien und Viren hemmt und Bestandteil vieler Phytopharmaka ist. Es eignet sich hervorragend zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten.
Ein Schraubglas (bitte immer vorher mit kochendem Wasser ausspülen) locker mit frischer (!) und etwas zerkleinerter Kapuzinerkresse – vorwiegend Blätter – füllen. Mit Korn oder Wodka auffüllen, gut verschließen und an einem hellen Ort etwa vier Wochen ausziehen lassen. Täglich einmal gut durchschütteln. Dann durch ein Tuch oder Teesieb aus Papier abseihen und in Tropffläschchen füllen. Dunkel und kühl lagern, die Tinktur hält ungefähr ein Jahr. Bei Anzeichen einer Erkältung drei- bis fünfmal am Tag einen Teelöffel voll einnehmen, bei Besserung reduzieren.
SALBEI-TINKTUR
Diese Tinktur aus unserem Gartensalbei (Salvia officinalis) ist entzündungs-, keim und schweißhemmend und eignet sich vor allem zur Stärkung des Zahnfleisches sowie bei Zahnfleischentzündungen. Etwa. 2 TL in ein Glas Wasser geben und damit den Mund ausspülen oder gurgeln bzw. auch unverdünnt auf die betroffene Stelle streichen.
Das Zahnfleisch bzw. die Mundschleimhaut kann auch mit einem frischen Salbeiblatt massiert werden. Außerdem hilft Salbei bei Halsschmerzen, Hitzewallungen und Nachtschweiß in den Wechseljahren, bei zu starker Menstruation, bei Verdauungsbeschwerden sowie als Stärkungsmittel allgemein. Bei Verdauungsbeschwerden können 3 mal 15 bis 20 Tropfen eingenommen werden. Die Herstellung erfolgt wie bei der Kapuzinerkresse-Tinktur.
KRÄUTERLIKÖR
Zur Unterstützung der Verdauung bietet sich das berühmte „Stamperl” Kräuterlikör nach dem Essen an. So ein Likör ist einfach herzustellen, sie können dafür sowohl frische als auch getrocknete Kräuter verwenden. Wichtig ist dabei, dass es sich vorwiegend um Bitterkräuter handelt! Generell nimmt man etwa ein Drittel Pflanzenteile auf zwei Drittel Alkohol (Korn oder Wodka).
Hier einige Kräuter, von denen ich gerne jeweils 2-3 frische Stängel dafür verwende: Zitronenmelisse, Pfefferminze, Schafgarbe oder Beifuß. Dazu 1-2 geschnittene grüne Walnüsse (gibt es nur Mitte Juni, ansonsten weglassen), 1 Sternanis, 1 Gewürznelke, 1 Wacholderbeere, 1 Stange Zimt, je 1/4 TL Kümmel, Anis und Fenchel, 1/2 TL Angelikawurzel, 1 TL Pomeranzenschalen.
Die Kräuter werden mit der Hand zerkleinert und zusammen mit den Gewürzen in ein großes, dicht verschließbares Glas gegeben. Dann mit dem Alkohol auffüllen. Man kann mit etwas (Birken)-Zucker süßen, wobei die Heilwirkung umso größer ist, je bitterer der Likör ist. Bei Raumtemperatur 4-8 Wochen stehen lassen und regelmäßig umrühren oder schütteln. Immer darauf achten, dass alle Pflanzenteile mit Alkohol bedeckt sind, damit sie nicht schimmeln! Danach durch einen Papierfilter abseihen, in Flaschen füllen und möglichst dunkel lagern. Haltbarkeit ca. 1 Jahr.
HEILSALBE
Diese Salbe hilft sehr gut bei allen kleineren Wehwechen:
40 g frische oder 20 g getrocknete Ringelblumenblüten ohne Kelch, 20 g Eichenrinde (getrocknet), 10 g Hamamelis (getrocknet), 150 g Lanolin, 50 g Euceryn (statt Lanolin und Euceryn geht auch Bio-Schweineschmalz). Lanolin und Euceryn im Wasserbad flüssig werden lassen (Vorsicht, nicht zu stark erhitzen!), die Pflanzenteile unterrühren und über Nacht im Topf (wenn möglich, kein Metall) ziehen lassen. Dann wieder kurz im Wasserbad erwärmen und abseihen (gut durchdrücken!). Die Salbe in ein Glas oder Salbendöschen gießen, gut verschließen und im Kühlschrank aufbewahren. Die Haltbarkeit beträgt gekühlt etwa 1 Jahr.
Es gibt eine Kraft
aus der Ewigkeit,
und diese Kraft ist grün.Hildegard von Bingen (1098-1179)
DIE AUTORIN:
Claudia Meißner, Kräuterpädagogin
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