Die Heilkraft einer Wüstenpflanze
Die ältesten Aufzeichnungen über die Verwendung der Aloe Vera („Echte Aloe”) stammen aus Ägypten und sind über 5000 Jahre alt. Die subtropische Pflanze mit ihrem breiten Spektrum an Heilkräften galt als Elixier der Gesundheit und Schönheit. Mittlerweile wurden durch die moderne wissenschaftliche Forschung mehr als 160 wertvolle Inhaltsstoffe nachgewiesen. Kaum eine andere Heilpflanze besitzt eine so große Vielfalt an heilenden Substanzen. Die Pflanze stärkt und aktiviert vor allem unsere Immunkräfte und erhöht die Widerstandskraft der Zellen gegen eindringende Bakterien und Viren – ein echtes Multitalent.
Die Geschichte der Aloe Vera
Die Ägypter bezeichneten die Aloe einst als „Pflanze der Unsterblichkeit”, die Mayas als „Quelle der ewigen Jugend”. Schon Nofretete und Cleopatra schätzten ihr wohltuendes Gel, um ihre Haut zu pflegen. Von Alexander dem Großen weiß man, dass er die Verletzungen seiner Krieger mit dem Saft der Aloe Vera kurierte und auch von den Samurai sagt man, dass sie das Gel verwendeten, um unverwundbar zu werden. In Mexiko – dem Hauptanbaugebiet der Aloe Vera – ist es noch immer üblich, Aloe-Vera-Blätter über die Eingangstüren zu hängen, um damit Krankheiten fernzuhalten. Wild wächst die Pflanze heute vor allem in Afrika, Süd- und Mittelamerika sowie auf den karibischen Inseln. Ihr kommerzieller Anbau erfolgt vorwiegend in Mexiko, Texas und Florida.
Heilpflanze
Das in den fleischigen Blättern des Liliengewächses enthaltene Mark enthält mehr als 160 Inhaltsstoffe – vor allem Enzyme, Mineralstoffe, Vitamine, Spurenelemente und Aminosäuren – die entzündungshemmend, antibakteriell, antiviral, immunstimulierend und verdauungsfördernd wirken. Wobei die Wirkkraft dieser Heilpflanze nicht alleine auf die einzelnen Inhaltsstoffe zurückzuführen ist, sondern vielmehr auf ihre außergewöhnlichen Wirkstoffkombinationen. Ihr Hauptwirkstoff ist „Acemannan”, das auch im Ginseng zu finden ist. Dieses langkettige Zuckermolekül wird über den Darm aufgenommen und in die Zellmembranen eingelagert. Es stärkt unser Immunsystem, schützt die weißen Blutkörperchen und das Knochenmark vor chemischen Giften, wirkt gegen Entzündungen und reinigt den Darm. Es dient außer dem als Aufbaustoff in den Gelenken, Knorpeln, Sehnen und Bändern, sodass der Entstehung von Arthrose oder Arthritis vorgebeugt wird. Das Aloe vera-Gel enthält sieben der acht essentiellen Aminosäuren, die über die Nahrung aufgenommen werden müssen, da sie der menschliche Organismus nicht selbst herstellen kann. Diese sind wichtig für den Muskelaufbau, das Immunsystem, für das Nervensystem und auch zur Bildung von Kollagen, das unserer Haut Elastizität verleiht und ihren Alterungsprozess verlangsamt. Zudem wurden eine ganze Reihe von Enzymen gefunden, die wichtig für den Verdauungsprozess sind und vor allem die freien Radikale bekämpfen. Sekundäre Pflanzenstoffe wie z.B. ätherische Öle oder Tannine wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Dies ist nur eine kleine Auswahl der wertvollen Inhaltsstoffe dieser vielseitigen Heilpflanze.
Anwendung
Sie können die Aloe vera in Form von Gel, Salben, Kapseln, Pulver und Frischpflanzensaft in Apotheken oder Naturkostläden kaufen. Das stärkende und belebende Gel kann sowohl äußerlich als auch innerlich verwendet werden und hilft vor allem
- zur Stärkung des Immunsystems
- zur Regulierung der Verdauung
- bei Übersäuerung
- bei Entzündungen
- bei Allergien
- bei Hauterkrankungen (Ekzeme, Dermatitis, Akne oder Schuppenflechte)
- bei Insektenstichen
- bei Sonnenbrand und Verbrennungen
- bei Arthritis, Arthrose, Rheuma und Gicht
- zur Heilung von Wunden und Geschwüren
- nach Strahlentherapien.
Und natürlich ist das Wüstenwunder hervorragend zur Schönheitspflege geeignet und findet sich in vielen Kosmetikprodukten. Hier zeigt sich die Wirkung vor allem
- bei der Zellerneuerung
- zur besseren Durchblutung und Verjüngung der Haut
- Unterstützung der natürlichen Regeneration der Haut
- bei trockener und empfindlicher Haut
Die Apotheke auf der Fensterbank
Zugegeben, die Aloe auf der Fensterbank kann in Bezug auf die Qualität der Inhaltsstoffe nicht mit einer Pflanze aus den sonnigen Breiten mithalten. Trotzdem hat sie – vor allem als Nothelferin – einiges zu bieten und ist als Zimmerpflanze relativ anspruchslos. Am besten besorgen Sie sich einen Ableger (unbedingt darauf achten, dass es sich um eine „Aloe vera” handelt!) und pflanzen ihn in ein durchlässiges und etwas kalkhaltiges Pflanzsubstrat – z.B. ein Teil Blumenerde mit zwei Teilen Sand vermischt. Die Aloe sollte am besten an einem Süd- oder Westfenster stehen (im Freien hat sie sich bei mir nicht wohlgefühlt und bei jedem Versuch schnell gelbe Blätter bekommen). Gegossen wird dann, wenn der Boden richtig trocken ist. Ernten sollte man erst, wenn die Aloe mindestens drei Jahre alt ist und ihre Inhaltsstoffe voll ausgebildet sind. Das Gel können Sie äußerlich zum Auftragen auf die Haut verwenden, z.B. bei leichten Verbrennungen, Sonnenbrand, nicht offenen Wunden oder für die Gesichtskosmetik: Schneiden Sie ein Stück von einem Außenblatt ab. Entfernen Sie die dornigen Ränder und lassen Sie den gelben Saft aus der Faserschicht abfließen, denn dieser enthält das „Aloin”, das eine stark reizende Wirkung hat. Dann können Sie das Blattstück der Länge nach halbieren und entweder direkt mit der Gelseite auf die Haut legen oder das reine, durchsichtige Gel mit einem Plastiklöffel herausnehmen. Kratzen Sie dabei nicht an der Schale, denn sie kann noch etwas Aloin enthalten. Tragen Sie das Gel dick auf und erneuern Sie es anfangs ungefähr jede Stunde, bis sich der heilende Effekt einstellt.
Aloe ist nicht gleich Aloe
Mittlerweile findet sich die Aloe vera in zahlreichen Produkten wie Kosmetika, Nahrungsergänzungsmitteln, Slipeinlagen oder Waschpulver. Leider iist dabei oftmals nur ein Hauch von Dosis Aloe vera enthalten und die heilsame Wirkung bleibt auf der Strecke. Es gibt über 300 Aloe-Arten, wobei nicht alle heilende Eigenschaften besitzen. Achten Sie deshalb auf die Herkunft und Verarbeitung des Produktes und verwenden Sie nur hochwertige Produkte aus biologischem Anbau!

DIE AUTORIN:
Claudia Meißner
Literatur: „Natürlich heilen und pflegen mit Aloe Vera”, Ulla Rahn-Huber, Ludwig Verlag
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Foto im Text: © Nik_Merkulov / Fotolia.de
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