Mit der Feldenkrais-Methode können Menschen lernen, ihre Beweglichkeit zu verbessern und auf diesem Weg etwas über sich und ihren Körper zu erfahren. Meist stellen sie dann fest, dass ihr Körper über weitaus mehr Weisheit und Intelligenz verfügt, als man normalerweise von ihm erwartet.
Was ist die Feldenkrais-Methode?
Die Feldenkrais-Methode ist ein Verfahren zur Schulung des Körpers und der Persönlichkeit über das Mittel der Bewegung. Sie umfasst eine Vielzahl verschiedener Lektionen, die die innere Aufmerksamkeit schulen. Dabei kommt es zu einem Phänomen, das Fachleute „neuro-muskuläre Reorganisation“ nennen. Man bewegt sich nach einer Feldenkrais-Übung meist ein wenig anders als zuvor; der Körper fühlt sich leichter an, seine Bewegungen sind geschmeidiger. Die Feldenkrais-Methode ist ein Weg des Lernens. Es handelt sich dabei nicht um ein Gymnastik- oder Fitnesssystem, das Ziel und die zugrunde liegende Wirkungsweise sind vollkommen anders.
Die Feldenkrais-Bewegungen sprechen direkt zum Nervensystem. Die übermittelten Informationen können dem Gehirn dabei helfen, die Organisation des Körpers im Bezug auf verschiedene Aufgabenstellungen zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern. Dies hat viel mehr mit Intelligenz und Bewusstsein zu tun als mit dem herkömmlichen Begriff von Fitness, welcher die Leistungsfähigkeit vor allem in Muskelkraft und Ausdauer bemisst.
Dr. Moshé Feldenkrais
Der Gründer dieser Methode, Dr. Moshé Feldenkrais, wurde im Jahre 1904 geboren und war in der ersten Hälfte seines Lebens Physiker. Zusammen mit Joliot Curie führte er die erste Kernspaltung in Frankreich durch. Während des zweiten Weltkrieges arbeitete er für die britische Admiralität, später leitete er die Elektronik-Abteilung des israelischen Verteidigungsministeriums. Da er gleichzeitig seit seiner Jugend Judo und andere Sportarten betrieb, besaß er ein überdurchschnittliches Interesse für effiziente Bewegung. Motiviert durch eine Verletzung seiner Knie, begann er damit zu experimentieren, wie man Menschen helfen könnte, einen besseren Gebrauch ihrer angeborenen Fähigkeiten zu erlernen, so dass sie leichter mit ihren eigenen Schwierigkeiten fertig würden. In jahrzehntelanger Forschungsarbeit entwickelte er daraufhin zwei miteinander verbundene Wege zu erhöhter Körperwahrnehmung, die er „Bewusstheit durch Bewegung“ und „Funktionale Integration“ nannte. Dr. Feldenkrais starb 1984 in Tel Aviv.
Bewusstheit durch Bewegung
Die Feldenkrais-Methode „Bewusstheit durch Bewegung“ besteht aus verbal vermittelten Anleitungen. Diese Bewegungen bieten oft unmittelbare Entlastung und führen schnell zu einer deutlichen Steigerung der Flexibilität, zu besserer Körperhaltung und mehr Wohlbefinden.
Für jedes Gelenk, jede Muskelgruppe gibt es gezielte Übungen, die auf subtile Weise auch den Geist schulen: Einstellungen, Vorstellungskraft, Aufmerksamkeit, Wahrnehmungen und Kognition werden neu organisiert. Die Bewegungsabläufe transformieren alte Gewohnheiten und etablieren neue Wege des Denkens, Fühlens und Handelns. Die Übungen können von Menschen jeden Alters und jeglicher körperlicher Kondition ausgeführt werden.
Funktionale Integration
Im Gegensatz zu den verbal vermittelten Übungen der Feldenkrais-Gruppenmethode handelt es sich bei der Funktionalen Integration um eine nonverbale Einzelbehandlung, bei welcher der Lehrer den Schüler durch sanfte Berührungen unterrichtet. Es ist schwer zu beschreiben, was genau dabei passiert: Für die meisten Menschen ist das Erlebnis mit nichts Bekanntem vergleichbar. Feldenkrais-LehrerInnen werden in ihrer Ausbildung dafür sensibilisiert, mit ausgefeilten Techniken genau zu spüren, was für ihre Schüler erforderlich ist und ihre Vorgehensweise danach maßzuschneidern. Behandlungen in Funktionaler Integration sind durchweg sehr angenehm und unaufdringlich; gleichzeitig ermöglichen sie einen sehr direkten Zugang zur motorischen Seite des menschlichen Nervensystems.
Das kann man von der Feldenkrais-Methode erwarten:
- Funktionale Verbesserung bei Bewegungseinschränkungen und Schmerzen
- Optimierung der Performance bei Sportlern, Musikern und Tänzern
- Bessere Haltung, Flexibilität, Koordination, Eleganz und Bewegungseffizienz
- Persönlichkeitsentwicklung, emotionales und physisches Wohlbefinden
- Minimierung von arbeitsbedingtem Stress
Ist Feldenkrais eine Therapie?
Eigentlich nicht. Es handelt sich vielmehr um einen Ansatz, der unmittelbar zwischen dem psychologischen und dem physikalischen Bereich anzusiedeln ist, im Grenzbereich zwischen Therapie und Pädagogik. Die Methode vereinigt auf neue Art verschiedene Disziplinen, die menschliches Lernen betreffen. Viele Menschen erfahren durch die Feldenkrais-Methode, dass Gesundheit und Wohlbefinden in gewisser Weise erlernbar sind. Am ehesten kann man diese Methode vielleicht als pädagogisches System bezeichnen, das Menschen helfen will, sich selbst zu helfen.
Die Feldenkrais-Ausbildung
Man durchläuft eine 4-jährige Teilzeit-Ausbildung. Diese wird – weltweit standardisiert – an wechselnden Orten angeboten, erstmals seit vielen Jahren auch wieder in München.
„Was mich interessiert sind nicht bewegliche Körper, sondern bewegliche Gehirne“
Dr. Mosché Feldenkrais
DIE AUTOREN:
Thomas Kirchner & Patrick Gruner
Kontakt
Web: www.feldenkrais-ausbildung.de