Der Säure-Basen-Haushalt unseres Körpers
Säuren und Basen entstehen bei der Verdauung von Nahrung sowie beim Ab- und Umbau körpereigener Substanzen. Ein Gleichgewicht von Säuren und Basen im Körper ist für alle Stoffwechselvorgänge von großer Bedeutung: Es ist zwingend notwendig für den Transport von Nährstoffen und Sauerstoff, für den Aufbau und die Funktion von Hormonen und Enzymen, für die Vitalität von Bindegewebe und Muskeln, für die Reizleitung im Nervensystem sowie für eine effektive Funktionsfähigkeit aller Körperzellen.
Die im Körper vorhandenen Säuren und Basen werden im wässrigen Milieu des Stoffwechselsystems gelöst. Je nach deren Vorkommen verändert sich dabei auch das Milieu im Körper. Wie sauer, basisch oder neutral es ist, kann man über den pH-Wert feststellen (Teststreifen gibt es in der Apotheke). Eine neutrales Milieu hat einen pH-Wert von 7. Die aggressivste Säure hat einen pH-Wert von 0, die alkalischste Lösung einen pH-Wert von 14. Der pH-Wert des Blutes liegt konstant in einem leicht basischen Bereich zwischen 7,35 und 7,44. Veränderungen außerhalb dieses Bereiches führen bereits zu deutlichen Stoffwechselstörungen, größere Verschiebungen auf pH-Werte unter 6,8 oder über 7,7 sind tödlich. Auch die meisten anderen Sekrete und Organe des Körpers liegen im leicht basischen Bereich. Extrem sauer ist das Milieu nur im Magen – die saure Umgebung sorgt hier für eine optimale Verdauungsleistung und tötet unerwünschte Bakterien ab. Sehr schwankend hingegen ist der pH-Wert des Urins, da er von der Tageszeit und der Art der jeweiligen Nahrungsaufnahme abhängig ist. Als normal gelten hier Werte zwischen 4,8 und 7,9.
Bei der hierzulande üblichen Mischkost – d.h. dem täglichen Verzehr von Fleisch, Wurst oder Käse sowie einem eher moderaten Verzehr von Gemüse, Salat und Obst – überschreitet die Aufnahme von Säuren die Aufnahme von basisch wirksamen Substanzen deutlich. Den daraus entstehenden Säureüberschuss kann der Körper über verschiedene Mechanismen zwar in gewissem Maße wieder abtransportieren, infolge einer dauerhaft einseitigen Ernährungsweise mit vielen tierischen Produkten kann jedoch auch bei sonst gesunden Personen eine sogenannte „latente Azidose“ auftreten. Bei dieser chronischen Übersäuerung des Körpers liegt der Blut-pH-Wert zwar noch innerhalb des Normbereiches, ist aber schon zum Sauren hin verschoben. Gleichzeitig sind die Ausgleichsmechanismen des Körpers durch die konstant erhöhte Säurezufuhr überlastet und dadurch in ihrer Kapazität vermindert.
Als Folge können Säuren nicht mehr in ausreichender Menge aus dem Körper transportiert werden und werden deswegen in Bindegewebe und Muskulatur eingelagert, was deren Funktion wesentlich beeinträchtigen kann. Bei immer weiter andauernder Säurezufuhr beginnt der Körper Mineralstoffe aus den Knochen zu lösen, um so neue Substanzen für den Säure-Abtransport zu gewinnen. Diese Beobachtung führte zu der Hypothese, dass Osteoporose (Knochenbrüchigkeit) in erheblichem Ausmaß durch eine hohe er – nährungsbedingte Säurelast mitverursacht wird.
Weitere Beispiele für Erkrankungen, die durch eine latente Übersäuerung des Körpers begünstigt werden können, sind: Allergien, rheumatische Erkrankungen, Gicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magenschleimhaut- Erkrankungen, Magen- oder Dünndarmgeschwüre, Nierensteinbildung, Venenerkrankungen, Pilzinfektionen, Zellulitis, geschwächtes Immunsystem, Veränderungen an Haut und Nägeln sowie funktionelle Beschwerden wie Muskelanspannungen, rasches Ermüden, Migräne, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Sodbrennen, sowie Muskel- und Gelenkschmerzen.
ERNÄHRUNGSUNABHÄNGIGE EINFLÜSSE AUF DEN SÄURE-BASEN-HAUSHALT
Zusätzlich belastend für den Säure-Basen-Haushalt sind Stress und Anspannung. Sie führen neben der Ausschüttung von Stresshormonen und den damit einhergehenden körperlichen Reaktionen zu einer vermehrten Freisetzung verschiedenster Säuren, die zusätzlich zu den aus der Nahrung zugeführten Säuren aus dem Körper abtransportiert werden müssen. Einen positiven Beitrag zum Säure-Basen-Haushalt leistet eine regelmäßige und ausreichende, aber nicht übertriebene, körperliche Aktivität. Hierdurch können überschüssige Säuren besser abtransportiert und vermehrt über Nieren, Lunge und Haut ausgeschieden werden. Unterstützend für die Nierentätigkeit ist dabei zusätzlich eine ausreichende Wasserzufuhr mit qualitativ hochwertigem Wasser ohne Kohlensäure. Auch Kräutertees aus Zinnkraut, Schafgarbe, Brennnessel und Tausendgüldenkraut werden als förderlich angesehen. Der Lunge hilft ein bewusstes, tiefes und ruhiges Atmen für die Freisetzung überschüssiger Säuren.
EINTEILUNG VON LEBENSMITTELN NACH IHRER WIRKUNG IM KÖRPER
Es ist unbestritten, dass die Ernährungsweise eines Menschen einen großen Einfluss auf sein Wohlbefinden und seine Gesundheit hat. Auch bezüglich der Auswirkung einzelner Lebensmittel auf den menschlichen Säure-Basen-Haushalt gibt es in Büchern und im Internet verschiedenste Veröffentlichungen. Die nachfolgend abgebildete Tabelle nach Dr. Heupke-Rost gibt Ihnen einen Überblick über die Wirkungsweise ausgewählter Lebensmittel im Säure-Basen-Haushalt des Körpers: Je höher die Zahl hinter dem Pluszeichen ist, desto basischer wirkt es, je höher die Zahl hinter dem Minuszeichen ist, desto saurer wirkt es. Säurebildend sind alle eiweißreichen Lebensmittel: Fleisch, Fisch, Wurst, Käse, sowie alle Getreideprodukte. Basisch sind mineralstoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Salat in allen Variationen.
Der pH-Wert eines Lebensmittels selbst sagt übrigens nichts über seine Wirkung im Körper aus. Ob ein Lebensmittel sauer oder basisch wirkt, liegt immer an der Verstoffwechselung und hat nichts mit z.B. einem sauren Geschmack zu tun. Sauer schmeckende Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte oder Kiwi zählen aufgrund ihres hohen Anteils an Mineralstoffen zu den Basenlieferanten.
Unbenommen der großen Bedeutung des Säure-Basen-Gleichgewichtes für den Körper gibt es gleichbedeutend noch einige andere Faktoren, die unsere Gesundheit entscheidend mit beeinflussen. Zu nennen sind hier insbesondere der Zucker- und der Fettstoffwechsel. Bei der Auswahl eines Lebensmittels ist es deswegen nicht ausreichend, allein auf die Wirkung im Säure-Basen-Haushalt zu achten, sondern es sollten ebenfalls der Einfluss auf den Zuckerhaushalt und die Art der zugeführten Fette bedacht werden. Eine gesunderhaltende Ernährung, die alle wichtigen Faktoren berücksichtigt, ist abwechslungsreich, pflanzenbetont, reich an Vollkornprodukten und frisch! So erhält der Körper alle wichtigen Nährstoffe und bleibt bis ins hohe Alter leistungs- und regenerationsfähig.
DIE AUTORIN:
Dr. rer. nat. Rebekka Topp ist Ernährungsberaterin und Kinesiologin. Ihre Schwerpunkte liegen in der Beratung zu einer gesunderhaltenden und wohlschmeckenden Ernährungsweise für Kinder und Erwachsene, dem gesunden und dauerhaften Abnehmen sowie der Unterstützung bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten.