Brennnessel, Bärlauch & Co.
Die Tage werden wieder länger, die Sonnenkraft nimmt zu und täglich breitet sich in der Zeit des Frühlings neues Leben um uns herum aus. Kraftvoll und lebendig taucht das erste Grün nach der langen Winter – ruhe aus der Erde auf, die Bäume stre cken ihre ersten Blättchen aus, Knospen brechen auf zur Blüte und überall summt und vibriert es vor Kraft und Energie. Auch in unserem Körper und in unserer Seele spüren wir das Verlangen nach Neubeginn, Lebendigkeit und Wachstum.
Unsere Vorfahren wussten noch, wie sie diese kraftvolle Energie der Frühjahrspflanzen für sich nutzen konnten. Sie verwendeten die Geschenke der Natur, um ihren Körper und ihre geistigen Kräfte zu reinigen und zu erfrischen. Im Frühling haben die Wildpflanzen, die in Fülle um uns herum wachsen und für jedermann/-frau zugänglich sind, die stärksten Kräfte, sie sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Wir können sie verwenden, um unsere Vitalität und Lebenskraft zu stärken.
Ich möchte hier drei der wichtigsten Wildkräuter vorstellen und zeigen, wie man sie wirkungsvoll nutzen kann. Wichtig: Verwenden Sie nur Pflanzen, die Sie wirklich kennen! Bitte unbedingt darauf achten, dass Kräuter nur an Stellen gesammelt werden, die nicht durch Straßen, Hundekot oder gedüngte Felder verschmutzt sind. Am besten erntet man die Pflanzen bei schönem Wetter am späten Vormittag, wenn sie abgetrocknet sind, denn dann weisen sie die meisten Heilkräfte auf.
Die Brennnessel
Diese wehrhafte Pflanze, die wohl jedes Kind schon kennt und die fast auf der ganzen Welt vorkommt, ist ein hervorragendes Heilmittel bei vielen Wehwehchen. Rudolf Steiner, der Gründer der anthroposophischen Lehre, bezeichnete sie als „die größte Wohltäterin des Pflanzenwachstums“. Die Brennnessel hilft bei Frühjahrsmüdigkeit, fördert die Blut reinigung und Blutbildung, die Entgiftung des Körpers und hilft bei Hautproblemen, Rheuma und steifen Gelenken sowie bei der Regulierung der Verdauung. Sie regt den gesamten Stoffwechsel an und enthält viel Eisen, Kalzium und Vitamine. Auch die Brenn nesselsamen sind kleine Vitamin- und Mineralstoffbomben, die den Körper vitalisieren und stärken. Schon der griechische Dichter Ovid empfahl vor 2000 Jahren die Samen als bestes Aphro disiakum der Welt, sie waren einst in jedem Liebestrank zu finden. Sammeln kann man die jungen Pflanzen bis zu ihrer Blüte. Die Brennnessel ist ein feines Wildgemüse und wird wie Spinat verwendet oder man genießt sie als nahrhafte Suppe. Den besten Geschmack haben die ersten, etwa 20 Zentimeter langen Pflanzen im Frühjahr oder bei größeren Pflanzen die Triebspitzen. Die Samen sammelt man im Spätsommer, wenn sie reif sind, breitet sie auf einem Tuch aus und trocknet sie.
Brennnesseltee
pro Tasse 1 TL Brennnessel blätter (bei frischen Blättern 1 EL) mit kochendem Wasser aufbrühen, zugedeckt etwa 7 Minuten ziehen lassen und abseihen. Mit etwas Honig süßen und einige Wochen lang 3-4 Tassen über den Tag verteilt trinken – schmeckt echt lecker!
Brennnessel-Gewürz
Die Brennnesselblätter trocknen und zerreiben. Sie passen wunderbar zu Käse, Kräuterquark, Suppen und Gemüsegerichten – einfach drüberstreuen.
Brennnessel in Bierteig
Einen Pfannkuchenteig herstellen, statt Milch jedoch Bier verwenden, etwas Kräutersalz und Pfeffer dazu geben. Frische Brennnesselblätter waschen, trocknen und in den Bierteig tauchen, dann sofort in heißem Fett kurz (!) ausbacken. Eine wunderbare Vorspeise oder als Snack zwischendurch.
Der Löwenzahn
Wer kennt sie nicht, die sonnengelben Blüten, die im Mai unsere Wiesenleuchten lassen? „Ginseng des Westens“ wird er auch oft genannt, der Löwenzahn. Der Salat aus seinen jungen, zart-herben Blättern ist der wohl bekannteste unter den Wildpflanzensalaten.
Die jungen Blätter werden von März bis Juni gesammelt, die Knospen und die Blüten von April bis Juni und August bis September. Der Löwenzahn ist aufgrund seiner wichtigen Bitterstoffe besonders gut für Leber, Galle und Niere. Er reinigt das Blut – deswegen ist er eine beliebte Pflanze für die Frühjahrskur –, löst Ablagerungen in den Gelenken, regt den gesamten Stoffwechsel an und fördert die Verdauung. Die jungen Blättchen kann man auf`s Butterbrot legen, in den Salat geben oder einfach als Tee trinken. Löwenzahn enthält neun mal soviel Vitamin C und 40 mal soviel Vitamin A wie der Salat aus dem Supermarkt! Die süß schmeckenden Blütenblätter (nicht waschen, sonst geht der wertvolle Blütenstaub verloren!) nimmt man von März bis September zur Herstellung von Gelee, Sirup oder „Honig“. Die Knospen können – als Suppeneinlage oder im Salat – in Butter geröstet werden.
Löwenzahnsirup & Löwenzahnhonig
Ca. 400 g Löwen zahnblüten, 1 1/2 l Wasser, 1 kg Einmachzucker, Saft von 2 Zitronen. Die Blüten mit einer Schere knapp über den grünen Kelchblättern abschneiden, mit dem Wasser einmal aufkochen und zugedeckt über Nacht durchziehen lassen. Am nächsten Tag durch ein Sieb abgießen, dabei gut ausdrücken. Dann den Zucker einrühren und den Zitronensaft zugeben. Alles noch einmal aufkochen (gut umrühren!) und auf kleiner Stufe ohne Deckel ungefähr 15 Minuten zu Sirup einkochen lassen. Für den „Honig“ länger einkochen lassen, bis er dickflüssig ist. In saubere (!) Flaschen einfüllen, gut verschließen und dunkel lagern.
Löwenzahn-Salat
Junge Löwenzahnblättchen waschen und mit Essig, Öl, Zitronensaft, Salz und Pfeffer anmachen, etwas Naturjoghurt und einen halben TL Ahornsirup dazugeben. Dazu passen hart gekochte Eier, Käsestreifen, Tomaten, Champignons, Schafskäse oder Radieschen…
Frühlingskur
Blätter und Blüten mit dem Entsafter frisch pressen. 3 Wochen lang täglich 1 EL Frischsaft mit 2 EL Wasser verdünnt trinken. Nicht abends einnehmen, da harntreibend. (nach Ursel Bühring)
Der Bärlauch
In der Volksmedizin wird der nach Knoblauch riechende Bärlauch gerne für eine entgiftende Frühjahrskur empfohlen. Er senkt die Cholesterinwerte und den Bluthochdruck, erweitert die Blutgefäße, fördert die Durchblutung, regt Verdauung und Stoffwechsel an. Die jungen, länglichen Blätter mit den Stielen eignen sich hervorragend z.B. in Kräuterquark, Dip, Salat oder Pesto, Kräuterbutter oder Brotaufstrich. Da der Bärlauch durch Kochen viel von seinem Geschmack und den Wirkstoffen verliert, wird er vor allem roh verwendet (hält sich nur ganz kurze Zeit frisch!).
Bärlauch-Pesto
2 Handvoll zerkleinerten Bärlauch, 100 g Pinienkerne oder Walnüsse, 1/8 l Olivenöl, ca. 1/2 TL Salz, Pfeffer, 50 g fein geriebenen Parmesan. Die ersten fünf Zutaten in der Küchenmaschine pürieren, dann Parmesan zugeben (nicht wenn das Pesto eingefroren wird!) – fertig. Bei einer größeren Menge in ein Glas füllen, mit Olivenöl bedecken und gut verschlossen im Kühlschrank lagern. Variante: Wildkräuter-Pesto mit Löwenzahn, Knoblauchrauke, Bärlauch, Giersch, Labkraut, Schnittlauch etc.
Vorsicht beim Sammeln!
Bärlauchblätter werden immer wieder mit den Blättern giftiger Pflanzen verwechselt, vor allem mit Maiglöckchen, Herbstzeitloser und dem Gefleckten Aronstab. Verwechslungen mit diesen drei Pflanzen können tödlich sein! Aus diesem Grund sollten die Blätter genau geprüft werden. Ein sicheres Merkmal für den Bärlauch ist der starke, lauchartige Geruch der Blätter. Einfach ein Blatt zerdrücken und an die Nase halten.
DIE AUTORIN:
Claudia Meißner
Kontakt
Web: www.naturundseele.de